Kunigundenkirche
Kunigundenkirche
Romanische Pfeilerbasilika, um das Jahr 1170 aus Backsteinen erbaut, dreischiffig, ohne Turm und Glocken. Wahrscheinlich steht die Kunigundenkirche in enger Verbindung mit der ersten Kaufmannssiedlung, die sich um 1150 in der Nähe des heutigen Königsplatzes herausbildete. Mit der Entstehung der vollberechtigten Stadt etwa 100 Jahre später und dem Bau der Stadtkirche verlor die Kunigundenkirche ihre Funktion als Zentrum einer Gemeinde, ihr Besitz ging an die Stadtkirche über, sie diente schließlich nur noch als Begräbnis- und Gottesackerkirche und zu einigen wenigen Gottesdiensten im Jahr oder als Ausweichmöglichkeit, wenn in der Stadtkirche Bauarbeiten anstanden. Nach der Einweihung des neuen Friedhofs an der Leipziger Straße (1876) und dem Bau der Friedhofskapelle (1889) wurde sie überhaupt nicht mehr in Anspruch genommen und verfiel. Erst nach dem I. Weltkrieg erinnerte man sich, dass bedeutende Kunstwissenschaftler Wert und Einmaligkeit der Kunigundenkirche dargelegt hatten (u.a. 1912 Cornelius Gurlitt-Dresden, 1917 Prof. Otto Stiehl - Berlin). Zwischen 1926 und 1933 wurde die Kunigundenkirche entrümpelt und nach den Vorstellungen der Denkmalspflege restauriert. Unter anderem wurde die hölzerne Tonne über dem Mittelschiff entfernt, die Obergadenfenster freigelegt und die Dächer der Seitenschiffe in der ursprünglichen, flacheren Neigung angelegt. Unter dem verschmutzten Gipsanstrich der Wände kamen Heiligenbilder aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zum Vorschein. In der Spitze der Apsis fanden sich Reste eines Stucknimbus, dem man die Andeutung eines „Christus als Weltenrichter, umgeben von geflügelten Himmelswesen" hinzufügte. Die Sandsteinfigur der Madonna im „schönen Stil" des 15. Jahrhunderts wird Meister Moses zugeschrieben. Die Grabmäler an den Wänden der Seitenschiffe waren zum Teil original in der Kirche aufgestellt, teils waren sie schon um 1820 hereingenommen worden, einige wenige fanden erst bei der Erneuerung ihren Platz in der Kirche. Unter dem Fußboden der Kunigundenkirche wurden bei der Restaurierung mehr oder weniger gut erhaltene Grüfte festgestellt. Sie wurden teils gänzlich verfüllt, teils neu übermauert. Auf dem Altartisch ist seit 1999 ein spätgotischer Flügelaltar aus Görnitz aufgestellt. Abgesehen von Epithaphien Bornaer Honoratioren zwischen 1551 und 1802, sind als Grabmäler aus der Zeit der Völkerschlacht bei Leipzig zu erwähnen: in der nördlichen Seitenschiffapsis für den preußischen Rittmeister Karl Friedrich v. Waldow; in der südlichen Seitenschiffapsis für den russischen Kapitän Dobrowolsky, daneben an der Südwand ein schlichtes Grabmal für Heinrich von Schöppingk, einen deutschstämmigen Balten, der als kaiserlich russischer Stabskapitän in der Schlacht bei Leipzig schwer verwundet wurde und in Borna starb. Das kleine Orgelwerk ist eine private Stiftung, es stammt aus der Orgelbaufirma Lahmann-Leipzig.