Bürgerhäuser Reichsstraße
Bürgerhäuser in der Reichsstraße
Der Name Reichsstraße ist aus dem 16.Jh. schriftlich überliefert. Sie ist – zwischen Markt und Reichstor – ein kleiner Abschnitt der uralten Via imperii. Hier und am Markt befanden sich seit den Anfängen der Stadt die größten Grundstücksparzellen. Sie sicherten den dauerhaften Wohlstand der hier wohnenden Bürger. Auf allen Wohnhäusern der Reichsstraße lag das Recht, Bier zu brauen und auszuschenken. Die Hausbesitzer waren anfangs vorwiegend Handwerker (Bäcker, Fleischer, Gerber, Schuster, Messerschmied u.a.) und besaßen Felder außerhalb der Stadt, die sie selbst oder durch Verwalter bewirtschafteten.
Als wohlhabende Bürger stellten sie zu einem großen Teil die Mitglieder des 24-köpfigen Rates, von denen jeweils acht in einem Jahr amtierten und dann zwei Jahre ruhten. Bei dem großen Stadtbrand im August 1668 wurde fast die gesamte Reichsstraße zerstört. Das Gebäude Reichsstraße 24 zeigt als einziges den Zustand nach dem Wiederaufbau im 17. Jh. Am Haus Reichsstraße 22 findet sich eine Gedenktafel, die darauf hinweist, dass im Vorgängerbau der Pädagoge G. Fr. Dinter geboren worden ist.
Alle anderen sind später vergrößert, aufgestockt und im Geschmack ihrer Zeit verändert worden. Als typische barocke Bürgerhäuser aus dem 18. Jh. sind erhalten Nr. 17 bis 21 sowie etliche Gebäude der rechten Straßenseite (vom Markt her gesehen).
Um das Jahr 1830 wurde das Gebäude der ehemaligen Engelapotheke errichtet. 1841 erteilte die Stadt Borna dem Besitzer des Hauses endlich die Erlaubnis „zum Heraussetzen eines Engels“. Er ist aus Pirnaer Sandstein gefertigt. Die Apotheke war bis etwa 1970 in Betrieb. Danach richtete die HO (volkseigene „Handelsorganisation“) einen Backwarenladen darin ein, was dem Haus den Namen „Kuchenapotheke“ einbrachte
Aus der so genannten Gründerzeit stammen:- Haus 2, 1876 nach einem Schadfeuer wieder errichtet, der Eigentümer ließ das antike Figürchen eines Herolds anbringen als sprechendes Zeichen seines Namens.
- Das reichgestaltete Geschäftshaus Nr. 13, im Stil des Historismus 1892 durch einen Textilhändler gebaut.
- Etwa gleichzeitig (1890) Haus 20 und 22. Besitzer dieser beiden war der wohlhabende Apotheker Adolf Gödel, Sproß einer alten Gerberfamilie, die seit etwa 1720 in Borna ansässig war. Die Löwenapotheke und angrenzende Gebäude in der Brauhausstraße gehörten ihm ebenfalls. Rechts der Hausgasse legte er für den Anbau von Heilpflanzen einen großen Garten an, den er mit einer imposanten Mauer umgab, die der Volksmund bald „Chinesische Mauer“ nannte.
- Ein klassizistisches Bauwerk, das leider durch Aufstockung seine schönen Proportionen einbüßte, ist Haus 25. Nach Enteignung des ansässigen Drogisten Hempel nahm hier nach 1945 im so genannten „Paul-Krause-Haus“ die örtliche KPD (1946 SED) ihren Sitz.